Nie ohne meine Boje - Interview mit Beccy von der DLRG Duisburg

01.08.2023

Nur noch wenige Wochen bis zum DATAGROUP Triathlon in Nürnberg! Eine der drei Disziplinen: Das Schwimmen im Wöhrder See.
Am Wochenende hat sich Mareike mit ihrer Freundin Beccy vom DLRG Duisburg am See getroffen und sich nochmal ein paar Tipps zum Freiwasser-Schwimmen abgeholt.

Beccy: Bevor es ins Wasser geht - bitte Abkühlen.
So hat dein Körper die Gelegenheit, sich an die Temperatur zu gewöhnen. Man braucht ein paar Atemzüge, bis man wieder ruhig und entspannt atmet, vor allem wenn das Wasser so kalt ist. Sonst zieht sich alles zusammen und dein Kreislauf kommt nicht mit.

Mareike: Das lernt man ja schon beim Seepferdchen, aber im Wasser draußen finde ich es noch viel krasser. Puh, das Wasser war gerade richtig kalt.

Beccy: Wir sind hier auch nicht in einem klimatisierten Becken sondern im See. Durch die unterschiedlichen Wassertiefen und ein bisschen Strömung kann es hier stellenweise nochmal kälter sein. Wenn Du dann raus auf den See schwimmst wird es ganz schnell kälter. Das wirst Du gleich schon merken. Aber bevor es losgeht - Boje mitnehmen!

Mareike: Niemals ohne Boje ins Wasser! Das hast Du mir schon im letzten Jahr für meine allerersten Freiwasserversuche sehr deutlich gemacht :-)

Beccy: Selbst hier im See, den wir kennen wie unsere Westentasche, gehen wir niemals ohne Boje oder Begleitung ins Wasser! Wir sind ja nicht alleine. Hier sind viele Boote und auch Stand-Up-Paddler unterwegs. So ein Kopf im Wasser ist leicht zu übersehen. Die Boje ist dagegen sogar von weitem gut sichtbar. Gerade wenn ein Schiff mal ein paar Wellen macht, wird man schnell unsichtbar. Außerdem ist so eine Boje auch noch wichtig, wenn Du nicht so gut weiterkommst. Selbst wenn es nur eine Kleinigkeit ist - es reicht ein einfacher Krampf. Das ist im Wasser echt fies und hier gibt es keinen rettenden Beckenrand. Da ist eine Boje extrem hilfreich!

Mareike: Und stören tut sie gar nicht. Ich bin überrascht, wie wenig man davon merkt!

Beccy: So, auf geht's. Wir schwimmen erstmal bis zur ersten Boje dort und dann schauen wir weiter.

Mareike: Ich hoffe ja, dass wir einmal rüber schwimmen an die andere Seite und dann erst zurück.

Beccy: Ja klar, Du willst ja auch für Nürnberg trainieren! Aber wenn es nicht geht, dann lieber mal kürzer treten. Es hat mehr Größe und ist langfristig sicher besser für den Trainingserfolg zu sagen „Ich schaffe es heute nicht!“, als es durchzuziehen und unterzugehen. Achte auf deinen Körper! Man sollte nur fit ins Wasser gehen und nicht, weil man gerade laut Trainingsplan „muss“.
Jetzt sind wir ein bisschen weiter vom Ufer entfernt - Hier siehst Du mal wie es mit Schiffen aus der Perspektive der Wasseroberfläche aussieht.

Mareike: Deshalb die Boje.

Beccy: Genau.

Mareike: … und wenn sie mich mal nicht sehen?

Beccy: Laut werden, schreien, winken und im Zweifel ausweichen. Hier bei den Segelbooten kann man ganz gut einschätzen, wo sie als nächstes hin wollen. Da kannst Du versuchen weg zu kommen. Und ansonsten - Tauchen! Aber richtig tief. Mindestens einen Meter müsstest Du schaffen, sonst kommst Du in die Schraube. Besser ist aber, wenn es gar nicht so weit kommt.

Mareike: Jetzt sind wir schon ne Weile unterwegs würde ich sagen… Halbzeit?

Beccy: Um Längen nicht, wir haben gerade mal ein Drittel geschafft. Man verschätzt sich total bei Entfernungen auf dem Wasser.

Mareike: Echt jetzt?

Beccy: Ja, wirklich. Schau mal auf Deine Uhr, wie lange wir unterwegs sind… Ich wette wir brauchen nochmal mindestens die doppelte Zeit bis wir drüben sind. Außerdem - was denkst Du - sind wir eine gerade Linie geschwommen? Kannst ja gleich mal Klaus fragen, er beobachtet uns ja vom Ufer.
(Spoiler - ja, war wirklich so - wir hatten erst ein Drittel geschafft und sind dabei auch noch im Bogen geschwommen) Und da vorn kommt ein bisschen Wind, dann wird es noch etwas spaßiger. Man sieht es ein wenig an der Oberfläche.

Mareike: Ja, die Wellen merke ich auch. Welche Gefahren gibt es denn noch bei Freiwasser-Schwimmen?

Beccy: Nicht nur das Schwimmen in Seen, auch das Schwimmen in Flüssen bringt Gefahren mit sich. Der Rhein ist nicht ohne Grund für Schwimmer tabu. Selbst wirklich, wirklich gute Schwimmer/innen kommen gegen die Strömung nicht an und werden unglaublich abgetrieben.
Das wurde hier in der Nähe mal von unseren Kollegen getestet. Bei einer „einfachen“ Querung wurde der mal eben 1,5 km (!) abgetrieben. Und da haben wir noch nicht über die Strömungen, Wirbel und den aktiven Schiffverkehr gesprochen.
Schiffe verursachen einen Sog, der einen Schwimmer mal eben ein ganzes Stück mitzieht. Selbst Erwachsene sollten nicht im Rhein sein, auch in scheinbar flachem Wasser kann die Strömung einen von den Füßen ziehen.

Mareike: Eine Frage hab ich aber noch: Wo darf ich schwimmen? Es macht ja schon Spaß, außerhalb des Schwimmbads zu sein.

Beccy: Das musst Du jeweils vor Ort schauen. Wenn es Seen gibt, wo man schwimmen kann und wo die Wasserqualität auch überwacht wird dann erfährst Du es in der Regel auf den lokalen Websiten der Städte.
Oft gibt es auch Freibäder an Seen wie hier bei uns am Wolfsee.
Aber egal, wo Du schwimmen gehst - geh nicht allein ins Wasser und sag jemanden Bescheid, wo Du bist.

Mareike: Wow, das war nochmal ne Menge Input. Und nebenbei haben wir es auch einmal über den See und zurück geschafft. Danke Dir.

Beccy: Gerne - und grüß mir in Nürnberg die Ortstruppe, die Euch beim Triathlon begleitet!

duisburg.dlrg.de